Freies Gleis Voraus

NEUE  SCHNEESCHLEUDER VON SCHMIDT  SORGT FÜR FREIE FAHRT DER MATTERHORN GOTTHARD BAHN

Die Matterhorn Gotthard Bahn in Disentis in der Schweiz war auf der Suche nach einem zeitgemässen, leistungsfähigen und vor allem sicheren Schneeräumungsfahrzeug für den harten Wintereinsatz am Oberalppass. Nach Prüfung verschiedener Optionen wurde Ende 2014 eine Bernina-Schneeschleuder von der Rhätischen Bahn übernommen. Die mehr als 50 Jahre „alte Dame“ musste jedoch von Grund auf renoviert und erneuert werden. Ein Fall für die Bahnexperten von Schmidt am Standort St. Blasien.

Nach dem Transport von Landquart in der Schweiz nach St. Blasien im Januar 2015 wurde die Schneeschleuder erst einmal komplett demontiert. Bei der Bestandsaufnahme stellte sich heraus, dass vom ursprünglichen Fahrzeug nur das Fahrwerk, die Kabine und Teile des Aggregats bestehen bleiben konnten. Das Innenleben der Kabine, die Technik und der Räumkopf mussten komplett ausgetauscht und teils neu konzipiert werden. Der Antriebsstrang wurde von einem über Dachstromabnehmer versorgten elektrischen auf einen dieselhydraulischen Räumkopf-Antrieb umgebaut und das Aggregat verbessert. Das Fahrzeug wurde zudem mit einer Zahnradbremse nachgerüstet. Darüberhinaus erhielt die Schneeschleuder einen neuen Dieselmotor mit 682 KW sowie einen neuen teleskopierbaren Räumkopf, mit einer maximalen Räumbreite von 4.60 Meter und einer maximalen Räumhöhe von 3.00 Meter. Auch das Innenleben der Kabine ist nicht wieder zu erkennen.  Das Bedienpult wurde komplett überarbeitet und ergonomisch gestaltet. Die Bedienung des Räumkopfes erfolgt nun über Joysticks und verfügt über deutlich mehr Steuerfunktionen als bisher.

Grösste Herausforderung bei diesem Projekt: die Zeit. Spätestens im September musste die Schneeschleuder wieder an den Kunden ausgeliefert werden. „Neun Monate sind eigentlich eine lange Zeit, bei diesem Projekt allerdings nicht mehr als ein Wimpernschlag“ erinnert sich  Clemens Rosa, Leiter der Entwicklung Winterdiensttechnik bei Schmidt und Leiter des Projektes. „Die Schneeschleuder der Matterhorn Gotthard Bahn ist keine Maschine von der Stange. Trotz einer akribischen Planung war das ein oder andere Detail nicht vorhersehbar, etwa versteckte Risse in Fahrgestell- oder Aufbaurahmen.“ Dass die Zeitschiene am Ende eingehalten werden konnte, ist nicht nur der Erfahrung der Mitarbeiter zu verdanken, sondern vor allem auch dem grossen Teamgeist.

„Von Einkauf, Qualitätsmanagement, Logistik, Entwicklung bis hin zur Montage war jeder Kollege mit viel Herzblut bei der Sache“, so Clemens Rosa. „Viele kleine Rädchen und ein perfektes Zusammenspiel waren nötig, um dieses Projekt in der gesetzten Zeit zu stemmen. Aber auch der enge Kontakt zum Kunden und der regelmässige Austausch vor Ort in St. Blasien hat uns geholfen, die Arbeit „in time“ durchzuführen.“

Bei so viel Zeit und Engagement fiel der Abschied in St. Blasien dann fast etwas schwer. „Das Projekt war für alle Beteiligten etwas Besonderes und wir sind schon ein wenig stolz, beim Blick auf das 28 Tonnen schwere Ergebnis und einen zufriedenen Kunden, der pünktlich am 16. September die neue-alte Schneeschleuder in Empfang nehmen konnte“, so Clemens Rosa.

Im November nun wurde die HB10 mit dem Namen «Tschamut» in Disentis feierlich in Betrieb genommen. Wir wünschen allzeit gute Fahrt und freies Gleis voraus.